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Kirche Altsarnow

Die Kugel und das Kreuz der Kirche von Altsarnow wurde 1909 für eine fällige Renovierung das erste Mal heruntergeholt . Dabei fand man ein Schriftstück in der Kugel, dass anlässlich der Erbauung des Turms 1835 verfasst wurde.

Dieses Zeitdokument wird hier im Wortlaut wieder gegeben:

Pastor Ruske, Altsarnow, den 16. September 1929 - Dokument für die Kirchturmkugel

Im Jahr 1929  wurde diese Kugel, sowie das Kreuz  zum ersten Male vom Turm heruntergeholt. Die dringend nötige Erneuerung des Kaiserstieles (Kaiserstiel ist die Spitze einer Kirchturmkonstruktion) und der umliegenden Teile zwang dazu. Da wir bei dieser Gelegenheit in der Kugel ein Dokument aus den Jahren des Turmbaus fanden, legen wir nun wieder eins ein, das aus unserer Zeit berichten soll.

76 Jahre steht unser Kirchturm nun; drei Generationen hat er  in dieser Zeit gesehen, hat den Aufstieg Deutschlands in den drei Kriegen der Bismarkzeit, die langen Friedensjahre bis zum Weltkrieg, dann diesen und die schwere Zeit danach gesehen. Möge er bald wieder eine Zeit neuen Aufstiegs sehen können.

 Freude und Leid sind über unsere Gemeinde hingegangen, solange der Turm steht, und seine Glocken haben mit ernstem Feierklange alles treulich begleitet, bis im Weltkrieg das Vaterland sie zum Opfer heischte. Nun sind die  fehlenden seit drei Jahren schon wieder ersetzt.

Bauliche Veränderungen sind seit Errichtung des Turmes wohl an der Kirche  vorgenommen worden, im Dorfe ist viel gebaut worden, ja, in der ganzen Gemeinde haben sich die Dörfer wesentlich verändert, nur der Turm selbst steht noch im großen und ganzen so da, wie er erbaut wurde. Zum ersten Male arbeitet wieder Menschenhand auf seiner Höhe. Golden glänzte die Kugel von oben herab, bis ihr Glanz stumpf wurde und erlosch. Sie und das Kreuz sollen nun auch wieder den goldenen Anstrich erhalten.

Ausgeführt werden die Arbeiten dort oben von dem Dachdeckermeister Durin - Gollnow mit seinen Leuten. Die Klempnerarbeiten macht der Klempnermeister Rohde aus Pribbernow. Einen neuen, eichenen Kaiserstiel lieferte das Sägewerk des hiesigen Tischlermeisters Berkhahn, der auch das Vergolden von Kreuz und Kugel besorgt hat.

Die Geistlichen der Gemeinde waren seit Erbauung des Turmes  die Pastoren Sondermann, Wendlandt, Neumann, Sachsse , Pagenkopf, Eske und der gegenwärtige Pastor Ruske. Der Gemeindekirchenrat besteht zur Zeit aus dem Eigentümer Emil Bork - Altsarnow, dem Amts- und Gemeinde (nicht lesbar!)  Rusch, Hermannsthal, dem Gemeindevorsteher Albert Rudolph - Lanke und dem Eigentümer Wilhelm Westphal - Altsarnow. Organist unserer Kirche ist der Kantor Hermann Reimer, die Kirchenkasse verwaltet der Postsekretär a.D. Karl Rusch.

Gemeindevorsteher von Altsarnow ist der Bauernhofbesitzer Chinnow, von Hermannsthal und Lanke, wie schon erwähnt, Ferdinand Rusch und Albert Rudolph, von Neusarnow adlig ist Gutsvorsteher der Lehrer Krüger darselbst, während Glinkermühle und Neusarnow königlich zum Forstgutsbezirk Stepenitz gehören, dessen Vorsteher für unseren Bezirk der Förster Müller in Eichhof ist.

Von einem König können wir, wie zur Zeit des Turmbaues, nicht mehr berichten. Der letzte Kaiser des deutschen Reiches, Wilhelm II., lebt in Holland in der Verbannung. An der Spitze Deutschlands steht seit 1925 der Reichspräsident von Hindenburg, der im Kriege Deutschlands Heere zum Siege geführt hat und jetzt trotz seines hohen Alters mit Umsicht und Tatkraft das höchste Amt des deutschen Volkes bekleidet.

Unsere Gemeinde hat noch ein ähnliches Aussehen wie früher. Sie ist freilich viel größer geworden und noch unkirchlicher. Die altlutherische Kirche ist bei uns langsam zurückgegangen, sodaß sie nur noch wenige Mitglieder zählt, die sich in ihrem Gotteshaus in Hermannsthal versammeln. Wir leben mit unseren altlutherischen Brüdern in Frieden und völliger Eintracht, sodaß die Zeiten der wilden Erregung, die noch andauerte, als dieser Turm gebaut wurde, schon lange vorbei sind. Viel mehr bewegt uns der Geist der neuen Zeit, der sich gegen Christentum und Kirche, wenn auch nicht immer friedlich, so doch weithin gleichgültig stellt. Der Turm sollte, so heißt es in der Urkunde von seiner Errichtung, kommenden Geschlechtern ein Fingerzeig nach oben sein. Leider ist er das heutzutage nicht mehr für Jeden. Doch steht aus  aus einigen Anzeichen zu hoffen, dass kirchliches und christliches Leben sich bald wieder mehr heben werden, nur aus unserer Gemeinde, die, wenn sie auch immer noch als eine kirchliche bezeichnet werden kann, sich doch nicht dem Zeitgeiste ganz entzog, ihre Blicke wieder immer fester und treuer auf wenige Güter richtet.

Neu soll ja nun von oben in hellem Glanze das Kreuz über unseren Dörfern strahlen, ??????  das Kreuz unseres Heilandes. Von weitem sichtbar soll es denn wieder sein als ein Zeichen dafür, daß hier eine Gemeinde treuer Christen lebt, die ihrem Gott dankbar und ganz dient  und an seiner  Vaterhand durchs Leben durch Leben zur Ewigkeit pilgert.

Ja, Herr, unser Gott, Dir wollen wir dienen. Du hast Dich be?????  in der Geschichte unserer Gemeinde und unseres Volkes. .......................................

 

   Altsarnow, am 16. September 1929

   Ruske, Pastor

 

In Arbeit

 

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